Samstag, 6. September 2014

Child Care Center, Thane Cyclone Project und Tuiton Class – „ach übrigens, hier fangt ihr in einer Woche an zu arbeiten“


Am Montag vor zwei fuhren wir zum ersten Mal nach S. Puthur, in das Field Office von REAL, in dem wir den anderen Teil unseres Freiwilligendienstes leisten – das Englischunterrichten in einer Schule, das Betreuen der Kinder von SHG - Mitgliedern in einem Day Care Center (1 bis 5 Jahre) und die Gestaltung der Nachmittagsbetreung für Schulkinder von SHG – Mitgliedern (9 bis 13 Jahre). Wir wussten, dass REAL eigentlich noch auf der Suche nach einer Unterkunft im Dorf für uns war und hatten daher erwartet, dass es noch etwas dauern würde, bis wir dort anfangen. Doch dann kam Abends ein kurzer Anruf: „In einer Woche könnt ihr in S.Puthur anfangen und übrigens fahrt ihr dort morgen hin um alles kennen zu lernen und euch vorzustellen. - Be ready tomorrow morning.“ Wir freuten uns und waren gespannt, was uns diesmal Neues erwartet.




Das Dorf S. Puthur liegt südlich von Pondicherry im Distrikt Cuddalore und ist in rund 45 Minuten mit dem Auto oder mit dem Bus von unserer Wohnung aus erreichbar. Es ist eines der Dörfer, welches im Dezember 2011 vom Zyklon „Thane“ stark beschädigt wurde, so wie ein großer Teil von Cuddalore. REAL startete hier ein Jahr nach der Katastrophe das „Thane Cyclone Project“, welches auch von der Karl Kübel Stiftung mitgetragen wird. Im Zuge dieses Projektes wurden Selbsthilfegruppen vor allem für Bauern, aber auch für Frauen gegründet. Die Mitglieder werden beim Beantragen von Mikrokrediten unterstützt, sowie beim Aufbau und dem Managment ihrer kleinen Unternehmen wie zum Beispiel „Tante-Emma-Läden“, Ziegenzucht und Milch – oder Cashewproduktion (Income-Generating Activities). Sie lernen in den Trainingsprogrammen von REAL, wie sie nachhaltig wirtschaften können und von ihren Rechten Gebrauch machen können, die sie häufig nicht kennen. Außerdem gibt es ein House Building Programm, in dem die durch den Zyklon zerstörten Häuser wieder aufgebaut wurden.
Für die Bauern gibt es außerdem Workshops und Trainings zu Themen wie nachhaltige Landwirtschaft und Umweltschutz. Somit soll den Menschen, deren Lebensumfeld vom Zyklon oft stark zerstört wurde, langfristig geholfen werden und ihr Lebenstandard auf Dauer verbessert werden. Sie werden auf dem Weg zu einem lebenswerten und möglichst finanziell unabhängigen Leben unterstützt. Diese Frauen und Männer aus den Gruppen zu treffen war sehr berührend. Trotz der Dinge, die die meisten durchmachen mussten, gehen sie freundlich und offen auf einen zu und scheinen ihren Mut und Optimismus nie verloren zu haben.

Für die Kinder der SHG - Mitglieder in den umliegenden Dörfern, die noch nicht in die Schule gehen gibt es, das Day Care Center in S. Puthur. Dieses lernten wir am Montag gleich am Anfang ebenfalls kennen. Unter dem strengen Auge der Erzieherin zählten die rund 15 Kinder in Englisch bis 10, sagten das Alphabet auf und nannten englische Fruchtnamen (die wir oft selbst nicht einmal auf Deutsch wussten). Zwischendurch wurde die Stimmung immer wieder durch Spiele oder Gymnastik aufgelockert. Mit den Kindern aus dem Center werden wir uns ab nächster Woche jeden Tag rund zwei Stunden spielerisch der englischen Sprache nähern oder auch mal mit ihnen Basteln, Spielen, Singen oder Sport machen. Nachmittags werden hier English Tuiton Classes für Schulkinder angeboten, von denen wir auch einige gestalten werden. Nachdem wir die Kinder und die Frauen kennengelernt hatten, besichtigten wir kurz die Schule, in der wir außerdem jeden Morgen zwei Stunden Englisch unterrichten werden. Zum Schluss aßen wir in dem Raum zu Mittag, der bis Montag in unser Schlafzimmer verwandelt wird - gerade auf den tollen Ausblick in einen in eine Bananenpalmenplantage freuen wir uns.

Unsere Arbeit in S. Puthur wird vermutlich noch einmal ein abwechslungsreicher und spannender Teil unseres Freiwilligendienstes sein. Wir freuen uns darauf, aus der Großstadt raus aufs Land zu kommen und auch eine Abwechslung zur Dokumentationsarbeit hier zu haben – auch wenn es noch einmal eine Umstellung sein wird: ohne Supermarkt in Reichweite, ohne tägliches Internet und Klimaanlage und ohne die Lebendigkeit unserer Straße vor dem Fenster, die langsam ein Zuhause wird. Auch das Arbeiten mit den Kindern wird noch einmal sehr spannend und herausfordernd: Werden wir zwei uns durchsetzen können? Wie können wir uns mit den Kindern verständigen, mit unseren drei Wörtern Tamil? Doch das Team in S. Puthur hat uns schon so nett willkommen geheißen, dass wir wieder das Gefühl haben, dass wir viel Unterstützung bekommen werden. Und dank Geckos und Moskitos werden wir uns wohl sowieso nie alleine fühlen ;)

PS: Während unseren ersten zwei Wochen hier im Office haben wir die REAL Facebook – Seite erneuert und einen Twitter Account erstellt. Wenn ihr Interesse habt, schaut doch einfach mal rein! :)
Facebook: REAL – Rural Education and Action for Liberation
Twitter: REAL NGO @realngo1989

PPS: Gestern Abend sind wir von unserer ersten Woche in S.Puthur wiedergekommen. Da wir dort kein Internet hatten, kommt der Blogeintrag ein wenig verspätet. Wir hatten eine unglaublich schöne Woche mit vielen sehr netten Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, uns unseren ersten Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Über unsere Erfahrungen und Erlebnisse in S.Puthur, werdet ihr demnächst einen neuen Blogeintrag finden. :)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen