Was wir täglich tun, essen und arbeiten ist die eine Seite unseres Lebens hier; die andere Seite ist, was wir dabei denken und fühlen. Wir haben versucht, mal zwei Eindrücke auf Papier zu bringen. Der Erste ist von Eva, der Zweite von Elli.
Es ging erstmals für ein „field visit“ aufs Dorf, ein Training-Center von Real nicht weit von Pondicherry war unser Ziel, wo wir viele unglaublich aufgeschlossene und freundliche Frauen trafen, die uns über ihre Frauen-Selbsthilfe-Gruppen (SHGs) erzählten. Hauptthema war für uns die Unterstützung beim Häuserbau, sodass wir nach den Gesprächen noch durch zwei Dörfer fuhren, um uns die Projekte live anschauen zu können.
Besonders beindruckend war für mich das erste Dorf, wo Real für den Wiederaufbau von Häusern nach dem Tsunami 2004 aktiv wurde, der in Indien die gesamte Ostküste betraf. Das Projekt war schon abgeschlossen, weswegen wir nur kurz mit dem Jeep durchfuhren, dennoch war ich absolut berührt von dem was ich sah, als wir den Projektbeschreibungen eines Staff-Members lauschten. Es sah alles ganz „normal“ aus, ein paar Hütten aus Palmblättern, ein paar Steinhäuser, ein Brunnen und eine Straße mit einigen Schlaglöchern … Wenn man jedoch die Geschichten und Hintergründe der Situation von vor 10 Jahren hörte, änderte sich schlagartig die Wahrnehmung und ich begann zu vergleichen. Ich verglich die Bilder, die Weihnachten 2004 um die ganze Welt gingen mit dem, was ich nun mit eigenen Augen sah; es war eine ähnliche Umgebung, ein ähnlicher Strand, das gleiche Meer und wie Blitzlichter schossen mir verschiedenste Berichte und Dokumentationen von der Katastrophe damals durch den Kopf, während ich versuchte, alles zu einem Bild zusammenzufügen. In der Zwischenzeit ist wohl so viel passiert, es wurde so viel Wiederaufbauarbeit geleistet, aber dennoch sah ich die älteren Menschen in ihren Hütten sitzen während ihre wettergegerbten Gesichter Bände sprachen und es so schien, als könnten sie ganze Romane erzählen darüber, wie es ihnen damals erging und was sie erlebt hatten. Und trotz alldem lächelten sie freundlich und herzlich, als wir an ihnen vorbeifuhren, schienen interessiert und lebensfroh! Ich weiß nicht woran das liegt, aber ich habe das Gefühl, dass die Menschen hier eine ganz andere Lebensphilosophie ausstrahlen, die mich jedes Mal von Neuem fasziniert, vor allem in einem solchen Moment. - Eva
Ehrlich herzlich eingeladen...
mit einem Lächeln, in eine
immer offene Tür. Schuhe aus, dann gibt es Tee oder Kaffee. „Habt
ihr schon gegessen ?“ Die erste, wichtigste Frage. Wie auch immer
die Antwort lautet, gibt es ganz bestimmt einen großen oder kleinen
Snack, frischgekocht und immer lecker. Die Kinder gucken schüchtern
in den Raum, schleichen rein, erwidern unseren Blick mit einem
strahlenden Lächeln. Die Wohnung ist viel kleiner als unsere hier in Pondicherry, und reicht
dennoch für die ganze Familie, oft nicht nur für Eltern und Kinder,
sondern auch für die Großeltern und Geschwister – Familie steht
hier an erster Stelle. Obwohl das Haus voll ist, fühlt man sich beim
Betreten des Hauses dennoch sofort wie der Inbegriff eines
willkommenen Gastes. Diese offenherzige Freundlichkeit hat mir das
Ankommen hier leicht gemacht. Selbst wenn das meiste fremd und
manches gewöhnugsbedürftig war, habe ich mich immer willkommen
gefühlt. Die Vitalität und der pragmatische Optimismus der Menschen
sind ansteckend und man fragt sich, wieso man das nicht auch schafft,
zuhause, obwohl es uns in Deutschland doch scheinbar um Einiges
besser geht. Mit der Erleichterung, so gut aufgenommen zu werden,
nagt immer auch etwas das schlechte Gewissen an mir. Die
Lebensumstände sind hier so viel einfacher, aber das wenige, was es
gibt, wird mit uns geteilt, als würden wir dazugehören. Ich habe
nicht das Gefühl, dies in irgendeiner Form zurückgeben zu können.
Ich bin hierhergekommen um über die Situation in Indien in unserer
Heimat zu berichten und Wissen weiterzugeben, aber habe ich es
deshalb verdient, so aufgenommen zu werden? Das Teilen, ohne
irgendeine Gegenleistung zu erwarten – das ist etwas, was ich hier
auf jeden Fall lernen kann und sollte. - Elli
Ihr Lieben,
AntwortenLöschenes ist wundervoll, euren Blog zu lesen. Ich wünsche euch noch ganz viele solcher Blitzlicht-Erfahrungen, solche Momente, die euch und euer Leben sehr prägen werden. Eure Einträge machen mir viel Mut, wenn ich nun selbst bald in eine andere, fremde Kultur in Westafrika eintauchen werde. Danke
Alles Liebe,
Franzi
Liebe Eva und Elli,
AntwortenLöschendanke für die interessanten ersten Eindrücke und die vielsagenden Fotos. Große Gastfreundschaft und offenherziges Willkommensein - das sind Erfahrungen, die ihr nicht mehr vergessen werdet. Ich wünsche euch viele weitere, berührende Eindrücke, die euer Denken und Leben bereichern und freue mich auf eure Berichte.
L G Christa
Liebe Nichte, liebe Eva,
AntwortenLöschenes hört sich sehr beeindruckend an, was Ihr schreibt. Ich freue mich, dass Ihr die Eindrücke mit so einem offenen Blick einsaugt und für Euch wahrnehmen könnt. Es macht Freude Eure Berichte zu lesen und diese Eindrücke ein bisschen miterleben zu können. Wir wünschen Euch noch sehr viel mehr davon.
Alles Liebe Eure Kempers
PS: Fridolin ist heute 16 Tage alt und ihm geht es gut. Er ist ein sehr zufriedenes Baby, schaut schon neugierig umher und schläft schon recht gut nachts. Er wird immerhin nur einmal wach, was möchte man mehr. Windeln wechseln mag er überhaupt nicht, aber draußen spazieren gehen, findet er super. Wir schicken bald mal ein Foto, dann kannst Du Dir ein Bild davon machen.
Liebe Elli, liebe Eva,
AntwortenLöschendankeschön für die wundervollen Momentaufnahmen.
Das Annehmen der Gestfreundlichkeit ist, meiner Meinung nach, vielleicht die einfachste Art mit diesen sich unstimmig anfühlenden Gewissensbissen umzugehen. Ich kann mir gut vorstellen, wie schrecklich es sich anfühlen muss, überall auf so eine freundliche Art und Weise empfangen zu werden, wo man doch denkt, dass die Menschen lieber ihre Ressourcen "behalten" bzw. untereinander teilen sollten. Habt ihr mit den Menschen darüber gesprochen?Ergab sich irgendwann ein Gespräch in diese Richtung? Ich weiß nicht, inwiefern das möglich ist, aber vielleicht könnte man sich erkundigen, wie man den Menschen etwas Gutes tun kann (das Angebot würde zeigen, dass ihr an einem "Geben" interessiert seid). Sicherlich ist es nicht immer passend, doch vielleicht habt ihr ja irgendwann das Gefühl, dass ihr einem bestimmten Menschen was auch immer zurückgeben wollt.
Ich wünsche Euch noch viele kommende ähnlich berührende Ereignisse! :)
Küsse
Sarah
Ich finde deinen Bericht spannend und freue mich schon auf den nächsten.Die Bilder sind Klasse, besonders der Elefant.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, dein Linus