„Happy? Happy to be in India? Happy? Happy?“ – schon die ersten
Worte, die wir auf indischen Boden hörten waren geprägt von Offenheit und
Freundlichkeit, wie bei fast jeder Begegnung mit den Leuten von hier. Es kommt
nicht selten vor, dass man von der Seite mit
einem freundlichen, interessierten Lächeln angesprochen wird, was man denn hier
mache und woher man kommt oder wahlweise eine Gruppe junger und aufgeregter
Schulmädchen auf uns zugerannt kam, um ein Foto mit uns zu machen. Es ist schon
ungewohnt so eine Aufmerksamkeit aufgrund der Hautfarbe zu bekommen, aber
trotzdem ist es bis jetzt noch nie unangenehm geworden, weil die Menschen
meistens absolutes Interesse und Neugier ausstrahlen. Ganz im Gegenteil, es ist
schön, wenn man das Gefühl gegeben bekommt, hier Willkommen zu sein
und genau
das haben die Menschen hier durch ihre Art sofort geschafft.
Für einen
guten Start in Indien hat sich auch Malathi, unsere Hauptansprechpartnerin in
Indien, unglaublich bemüht. Von ihr wurden wir Flugzeugzombies mit einem strahlenden
Lächeln und ihrer herzlichen Art vom Flughafen abgeholt und zum KKID in
Coimbatore (Karl Kübel Institute for Development Education), der
Partnerorganisation der KKS (Karl Kübel Stiftung), gefahren, wo wir unsere
erste Woche verbracht haben. Schon die Fahrt dorthin ließ an neuen Eindrücken
nicht zu wünschen übrig und ließ uns gebannt aus dem Fenster schauen, während
wir uns von indischer Bollywood-Musik beschallen ließen, kleines Kopfkino:
Busfahrt durch Coimbatore zum KKID |
spirituelle Tour - Tempelbesuch bei Coimbatore |
Im KKID, das
durch die vielen Blumenbüsche und Palmen schon fast paradiesisch wirkte,
erwartete uns dann ein anstrengendes, aber sehr abwechslungsreiches Programm,
bei dem wir uns langsam aber sicher aklimatisieren und ein bisschen indische
Luft schnuppern konnten. Von unserer ersten Tour durch Coimbatore, der
Shoppingtour (für circa 3 Stunden tauchten wir in die indische Modewelt ein und
hatten es dann endlich dank vieler Tipps von Malathi geschafft, alle 16
Freiwillige für die nächsten Tage kleidungstechnisch auszustatten), über den
Besuch zweier Tempel und einer Kirche, mit Meditation und einem rituellen Bad,
regelmäßigen Yogastunden um 7 Uhr morgens, ein Treffen mit einem Police Officer
und eine Einführung in Martial Arts zur Selbstverteidigung bis hin zu
praktischen Hilfestellungen für den Alltag wie zum Wäsche waschen mit Eimern
und Waschstein – wir bekamen in viele wichtige Lebensbereiche einen kleinen
Einblick. Gleichzeitig konnten wir anfangen uns daran zu gewöhnen, dass die
Wassertemperatur der Dusche abhängig von der vorherigen Sonneneinstrahlung war,
dass regelmäßig der Strom ausfällt, man morgens unter der kalten Dusche ab und
zu von einem kleinen Gecko begrüßt wird und dass der Wasserbecher, den man bei
Essen dazugestellt bekommt, nicht zum trinken da ist, sondern um das als Teller
dienende Palmenblatt zu säubern. Die letzten Tage kamen unsere Mentoren aus
unseren Projekten dazu, sodass wir die Möglichkeit bekamen, uns kennen zu
lernen und alle Fragen los zu werden, die uns schon so lange auf den Lippen
brannten. Wir müssen zugeben, dass es nicht einfach war, sich eine echte
Vorstellung zu machen, was genau alles in das Aufgabenfeld von Real fällt und
was genau für uns als Freiwillige vorgesehen ist. Es war alles so unvorstellbar,
dass wir am Mittwoch fast vor Spannung platzten, als es mit dem Nachtbus in
Richtung Pondicherry ging.
Ausblick von unserem Balkon |
Morgens
kamen wir dann endlich in unserer kleinen Wohnung an, die wir sofort ins Herz schlossen,
auch wenn uns die für indische Verhältnisse luxuriöse Größe erschreckend
vorkam. Nachdem wir ein bisschen Schlaf nachgeholt hatten, ging es dann ab in
die Office von Real, wo wir unglaublich liebenswert vom ganzen Staff mit Blumen
und einem Schal begrüßt wurden. Durch die freundliche Atmosphäre haben wir uns
ziemlich schnell wohl fühlen können, sodass wir uns wirklich auf die Arbeit
hier freuen! Endlich sind wir an dem Ort angekommen, den wir uns Tag für Tag in
Deutschland ausgemalt hatten, und das verschaffte uns große Erleichterung und
Dankbarkeit.
Als wir wieder
nach Hause kamen, wurden wir dann von einem kleinen See in der Küche begrüßt,
wir hatten mittags leider den kaputten Wasserspender für unser Trinkwasser
erwischt! Nachdem wir endlich alles aufgewischt hatten, und uns vollgegessen
auf unser Bett freuen wollten, schafften wir es dann auch noch beim Abwasch den
Abfluss zu schrotten, sodass sich eine kleine Welle mit schwarzem, schmutzigem
Wasser auf dem Küchenboden ausbreitete. Als wir nun zum zweiten Mal an diesem
Tag den Boden wischten, mussten wir wieder an die Devise der letzten
Freiwilligen denken: Selbsthumor ist das wichtigste, um in Indien
durchzukommen! Und genau das begannen wir in der Situation zu verinnerlichen …
Doch schon
die kurze Zeit, die wir hier in Indien verbracht haben, zeigte uns, wie viele
Dinge es gibt, die immer wieder kurz aufblitzen, die wir jetzt aber noch nicht
verstehen können und vielleicht auch nie ganz durchblicken werden … Themen wie das
Verhältnis zur Religion, Sicherheit, Familie und arrangierte Ehe sind im Alltag
durchaus präsent, sodass sie uns in den nächstens 8 Monaten sicherlich
beschäftigen und begleiten werden.
Hallöchen ihr beiden,
AntwortenLöschenmit einer Mischung aus Begeisterung und Wehmut hab ich euren Artikel gelesen und am Ende musste ich laut lachen :) Ich hätte nie gedacht, dass der kaputte Wasserspender immer noch da ist - aber immerhin habt ihr direkt verstanden, woher das Wasser auf dem Boden kommt (wir nicht...)
Wünsche euch viele aufregende Tage und gemütliche Abende zu zweit!
Eure Ruth